Technik: Eine Grenzüberschreitung

Der Begriff "Technik" umfasst sowohl Verfahren als auch Gegenstände, die die Fähigkeiten eines Lebewesens erweitern. Anders formuliert: Technik ermöglicht das Überwinden der natürlich gegebenen Grenzen eines Lebewesens - Menschen erschliessen sich neue Bereiche, die allein durch ihr natürliches Sein nicht erreichbar sind.

Diese Grenzüberschreitungen zeigen sich deutlich, wenn man die entsprechenden Vorgänge mit einem neutralen Blick betrachtet. Der Helm und die spezielle Kleidung eines Motorradfahrers sind Symptome einer solchen Grenzüberschreitung: Der menschliche Körper ist nicht dafür gemacht, mit einem Sturz bei diesen Geschwindigkeiten fertig zu werden. Genau gleich ist auch die Autokarosserie ein Symptom dieser Grenzüberschreitung (und natürlich auch Airbag, Karosserieverstärkung etc.). Der Taucheranzug ist ein deutliches Symptom der Grenzüberschreitung, ebenso das U-Boot, das Flugzeug. Auch der Schutzhelm des Bauarbeiters, die Spezialkleidung für Radfahrers, die Haube des Kochs. Eine massive Grenzüberschreitung sind auch Kreditkarten: Sie ermöglichen es, mit Geld zu bezahlen, über das der Zahler gar nicht verfügt, beziehungsweise noch schlimmer - mit Geld, das gar nicht existiert.

Nun gibt es Menschen, die spüren, das bei all dieser Technik irgendwie Vorsicht angebracht ist. Sie erkennen, dass eine Grenzüberschreitung stattfindet, können aber ihre Sichtweise nicht unbedingt so in Worte fassen, dass sie ihre Befürchtungen an andere zu übermitteln vermögen. Falls es Dir auch so geht: Bedien dich gerne bei diesem Artikel, wenn Du nach Worten suchst!

Grenzüberschreitungen haben in unserer Kultur eine fast ausschliesslich positive Presse: Massenmedien berichten nur zögerlich oder überhaupt nicht über die problematischen Seiten der Technik. Kein Wunder - Massenmedien sind ja selber eine massive Grenzüberschreitung. So wird die vorherrschende Meinung genährt, Technik sei grundsätzlich gut, und: je mehr Technik, umso besser, egal zu welchem Preis und mit welchen Schäden.

Es ist sicherlich nicht angebracht, jetzt die Schlussfolgerung zu ziehen, Technik sei grundsätzlich zu verwerfen. Zum einen hat sie durchaus auch positive Seiten, zum anderen ist es uns zur Zeit nicht möglich, auf ein technikärmeres Leben hinzuarbeiten (Das ist ein Thema für sich, das hier den Rahmen sprengen würde). Es wäre allerdings wichtig, ein Bewusstsein dafür zu entwickeln, wie Menschen durch die Technik verbraucht werden. Ein ganz einfaches Beispiel dazu, dass fast alle zivilisierten Menschen heute betrifft:

• Jederzeit zur Verfügung stehen zu müssen für e-Mails, WhatsApp, SMS, ... verbraucht die Kommunikationsenergie der Menschen - man wird geschwächt nur schon durch die Tatsache, dass jederzeit eine Nachricht kommen kann.

Auch in grossem Massstab gibt es viele (haarsträubende) Beispiele:

• Tiere werden verbraucht, indem man ihnen Gift spritzt nur um zu sehen, auf welche Weise sie verrecken (die höchsten Politiker der Schweiz finden es gut, dass das geschieht - ich krieg das kalte Kotzen).
• Mit riesigen Maschinen wird in den Boden gebohrt und die Erde verbraucht, auf der wir stehen (!), nur um irgendwelche Ressourcen nutzbar machen zu können (und sofort finden sich ganze Horden von Wissenschaftlern, die "beweisen", dass es null Risiko gibt, wenn man den Ast absägt, auf dem man sitzt).

Was tun?

• Kurzfristig, also hier und heute: Einen gesunden Weg finden, mit der ungesunden Technik umzugehen.
• Langfristig: Ein Bewusstsein entwickeln für den Wert des Lebens und den Wert von Lebewesen und dementsprechend handeln, also auch die Technik dementsprechend einsetzen.